Wieso hat Hitler die Juden eigentlich so gehasst?

Wäre Adolf Hitler ein Jude gewesen, hätte er auch nicht gewollt, dass man mit den Juden so umgeht!

Ich habe gar nicht gewusst, dass es in Iserlohn so viele Stolpersteine gibt. Da werde ich in Zukunft drauf achten.

So etwas darf nie wieder passieren!

Diese vier Äußerungen von Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Seilersee während der historischen Stadtführung in Iserlohn anlässlich des 75. Gedenktages für die Opfer des Holocaust zeigen exemplarisch, wie wichtig die Beschäftigung mit dem Thema Nationalsozialismus und Antisemitismus auch heute noch ist. Alle Klassen unserer Schule nehmen im sechsten Schuljahr an der historischen Stadterkundung teil und bereiten diese im Unterricht mit der Geschichte „Matias und der Mensch aus Bronze“ vor.

Dieser „Mensch aus Bronze“, welcher sich in der Nähe des Iserlohner Stadtbahnhofes befindet, sollte auch der Startpunkt der Führung sein. Herr Lensing vom Jugendamt erklärte, dass der „Mensch aus Bronze“ deshalb nackt und voller Macken sei, um zu symbolisieren, wie viel Leid die Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus ertragen mussten. Die vier Gedenkplatten auf dem Boden sollen an die vielen Opfer der Nationalsozialisten erinnern und mahnen, dass so etwas Schlimmes „NIE WIEDER“ passieren darf.

Als Nächstes führte Herr Lensing die Schülerinnen und Schüler in den Stollen unter der Obersten Stadtkirche neben dem Spielplatz an der Bauernkirche. Ausgestattet mit Helmen versuchten die Kinder sich im Inneren des Stollens vorzustellen, wie sich die Iserlohner zur Zeit des 2. Weltkrieges (1939-1945) gefühlt haben müssen, die dort vor Bombenangriffen Zuflucht suchten.

Im Anschluss an die Besichtigung des Stollens ging es in die Stadtbücherei im alten Rathaus. Mithilfe von Tablets suchten die Kinder in Zweier- und Dreiergruppen in Form eines Quiz Antworten auf Fragen zum Thema Nationalsozialismus und Antisemitismus und erkannten, dass auch das alte Rathaus in Iserlohn zur Zeit des Dritten Reiches von der Beflaggung mit Hakenkreuzfahnen nicht verschont geblieben war.

Auf dem Weg von der Stadtbücherei zum ehemaligen Standort der Synagoge, welche in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nationalsozialisten abgebrannt wurde, zeigte Herr Lensing den Schülerinnen und Schülern die im Boden eingelassenen Stolpersteine, welche auf ehemalige Geschäfte oder Wohnungen jüdischer Iserlohner verweisen. Insbesondere das Schicksal der 13-jährigen Lotte ging den Kindern zu Herzen. Darüber hinaus reagierten sie mit Unverständnis auf die Tatsache, dass am ehemaligen Standort der Synagoge kein unmittelbarer Hinweis zu finden war. Aufgrund der Eigentürmer der entsprechenden Häuserreihe war die Stadt Iserlohn gezwungen, die Gedenktafel gegenüber von dem ehemaligen Standort aufzustellen.

Damit die Geschichte der Opfer des Nationalsozialismus jedoch nicht aus unserem kollektiven Gedächtnis verschwindet oder an den Rand gedrängt wird, zeigte Herr Lensing zum Abschluss der historischen Stadterkundung den Schülerinnen und Schülern im Rathaus einen Film über das Leben von Carl-Heinz Kipper, der als deutscher Jude in Iserlohn zur Zeit des Nationalsozialismus 13 Jahre in Angst leben musste. Von seinen 64 Familienmitgliedern überlebten lediglich 6 das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Dennoch hat Herr Kipper bis zu seinem Tod 2014 Iserlohn nie den Rücken zugekehrt, sondern Schulkassen von seiner Geschichte erzählt, damit sie aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft lernen.

 

Wie sich in den zu Beginn des Artikels erwähnten Zitaten unserer Schülerinnen und Schüler zeigt, werden die Kinder seine Botschaft „NIE WIEDER“ nach diesem Tag weitertragen.

 

Vielen Dank an Herrn Lensing (Jugendamt Iserlohn), Herrn Häusser (Stadtmuseum) und Frau Budde (Stadtbücherei) für den spannenden Einblick in die Iserlohner Stadtgeschichte!

 

PS: Den zum Nachdenken anregenden Film „Carl-Heinz Kipper: 13 Jahre in Angst“ findet man hier.