Die Gesamtschule Seilersee und der Kalthofer Kettenhersteller Thiele haben am Montag eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Nicht im derzeitigen Domizil am Wiesengrund, sondern in einem Baucontainer am künftigen Standort an der Bismarckstraße. Offenbar nicht ohne Hintergedanken wurde diese Örtlichkeit gewählt. Schulleiter Daniel Asmuth sagte, mit der Kooperation wachse etwas, „genau wie unsere Schule hier“. Delia Imhoff, kaufmännische Leiterin bei Thiele, findet es interessant, mit einer im Aufbau befindlichen Schule zu kooperieren. Da könne man vielleicht auch den Prozess ein wenig mitprägen. Der städtische Schuldezernent Martin Stolte sagte ebenfalls, dass die Gründersituation der Gesamtschule Seilersee reizvoll für eine Kooperation sei.
Berufsfelderkundung ab kommenden Schuljahr
Schulleiter Daniel Asmuth machte aber noch eine weitere Besonderheit aus. Meist sei es bei Kooperationen so, dass Schulen Unternehmen ansprechen – nicht selten mit konkreten Unterstützungswünschen. Bei Thiele sei das aber anders gewesen. Das Kalthofer Unternehmen habe gezielt die Gesamtschule Seilersee angesprochen. Asmuth und Alexander Simon, an der Gesamtschule für das Thema Berufsorientierung verantwortlich, skizzierten aus ihrer Sicht wichtige Inhalte der Kooperation. So stehe im kommenden Schuljahr mit dem ersten Jahrgang 8 erstmals das Thema Berufsfelderkundung auf dem Tableau. Hier soll Thiele Schülerarbeitsplätze zur Verfügung stellen, genauso wie später im Jahrgang 9 für dreiwöchige Schülerbetriebspraktika. Und später könnten dann geeigneten Schülern auch Lehrstellen angeboten werden. Aber auch die Lehrer der Gesamtschule sollen ins Unternehmen kommen, um Erfahrungen zu sammeln, die dann in der Arbeit mit den Schülern hilfreich sind. Im projektorientierten Unterricht könnten so auch Lernaufgaben entstehen.
Die Thiele-Werke beschäftigen rund 500 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei 100 Millionen Euro. Thiele-Geschäftsführer Dr. Günther Philipp sagte, das Unternehmen sei immer bestrebt, eigenen Nachwuchs auszubilden. „Daher sind wir auch immer auf der Suche nach jungen Leuten, die sich für unsere Berufsfelder interessieren“, nannte Dr. Philipp einen Motivationsgrund für die Kooperation. In solchen Aktivitäten erblicke er aber auch durchaus eine gesellschaftspolitische Relevanz.
Thiele, so der Geschäftsführer, wolle die Schülerinnen und Schüler für handwerkliche Berufe begeistern, die den praxisnahen Umgang mit Technik böten. Aber auch in mehreren kaufmännischen Berufen bildet Thiele aus, an Verbundstudiengängen beteilige man sich ebenso, wie Delia Imhoff ergänzt. Reizvoll findet Dr. Philipp auch den MINT-Schwerpunkt der Gesamtschule Seilersee. Der passe gut zum Kalthofer Unternehmen. Und Daniel Asmuth wiederum findet die Bandbreite der Berufsfelder bei Thiele spannend.
Gruppe junger Mitarbeiter beteiligt sich
Mit „YPS“ gibt es bei Thiele übrigens eine Gruppe junger akademischer und nichtakademischer Mitarbeiter, die sich gerne auch mit Zukunftsfragen des Unternehmens beschäftigen, wie Sarah Schäfer, designierte kaufmännische Leiterin, berichtet. Und diese „YPS“-Gruppe soll sich ebenfalls aktiv an der Kooperation mit der Gesamtschule Seilersee beteiligen.
Dr. Philipp nutzte die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung auch für ein allgemeines Signal: Schüler, aber auch deren Eltern sollten im Abitur und einem möglicherweise folgenden Studium nicht den einzig gangbaren Weg in ein erfülltes und erfolgreiches Berufsleben erblicken. Damit erntete Dr. Philipp keinen Widerspruch im Baucontainer.
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