Wie in jedem Jahr fand in diesem Monat die historische Stadterkundung Iserlohns durch den 6. Jahrgang unserer Schule statt. Die zunehmenden antisemitischen Übergriffe und Demonstrationen in Folge des Terrorangriffs der Hamas vom Oktober 2023 sowie die ansteigende Beliebtheit rechtspopulistischer sowie rechtsextremer Parteien weltweit zeigen exemplarisch, wie wichtig die Beschäftigung mit dem Thema Nationalsozialismus und Antisemitismus auch heute noch ist.
Die historische Stadterkundung, begleitet durch Herrn Simon von der Stadt Iserlohn, begann in der Stadtbücherei im alten Rathaus. Mithilfe von Tablets suchten die Kinder in Kleingruppen in Form eines Quiz Antworten auf Fragen zum Thema Nationalsozialismus und Antisemitismus und erkannten, dass auch das alte Rathaus in Iserlohn zur Zeit des Dritten Reiches von der Beflaggung mit Hakenkreuzfahnen nicht verschont geblieben war.
Auf dem Weg von der Stadtbücherei zum ehemaligen Standort der Synagoge, welche in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nationalsozialisten abgebrannt wurde, zeigte Herr Simon den Schülerinnen und Schülern die im Boden eingelassenen Stolpersteine, welche auf ehemalige Geschäfte oder Wohnungen jüdischer Iserlohner verweisen. Insbesondere das Schicksal der 13-jährigen Lotte ging den Kindern zu Herzen. Darüber hinaus reagierten sie mit Unverständnis auf die Tatsache, dass am ehemaligen Standort der Synagoge kein unmittelbarer Hinweis zu finden war. Aufgrund der Eigentürmer der entsprechenden Häuserreihe war die Stadt Iserlohn gezwungen, die Gedenktafel gegenüber von dem ehemaligen Standort aufzustellen.
Als Nächstes führte Herr Simon die Schülerinnen und Schüler zum Stadtmuseum und dort durch die Ausstellung zum Thema Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg. Im Anschluss daran ging es in den Stollen unter der Obersten Stadtkirche neben dem Spielplatz an der Bauernkirche. Ausgestattet mit Helmen versuchten die Kinder sich im Inneren des Stollens vorzustellen, wie sich die Iserlohner zur Zeit des 2. Weltkrieges (1939-1945) gefühlt haben müssen, die dort vor Bombenangriffen Zuflucht suchten.
Nach dem Besuch des Stollens machten sich die Schülerinnern und Schüler auf den Weg zum „Mensch aus Bronze“, der in der Nähe des Stadtbahnhofes steht. Herr Simon erklärte, dass der „Mensch aus Bronze“ deshalb nackt und voller Macken sei, um zu symbolisieren, wie viel Leid die Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus ertragen mussten. Die vier Gedenkplatten auf dem Boden sollen an die vielen Opfer der Nationalsozialisten erinnern und mahnen, dass so etwas Schlimmes „NIE WIEDER“ passieren darf.
Zum Abschluss der historischen Stadterkundung zeigte Herr Simon den Schülerinnen und Schülern in der VHS einen Film über das Leben von Carl-Heinz Kipper, der als deutscher Jude in Iserlohn zur Zeit des Nationalsozialismus 13 Jahre in Angst leben musste. Von seinen 64 Familienmitgliedern überlebten lediglich 6 das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Dennoch hat Herr Kipper bis zu seinem Tod 2014 Iserlohn nie den Rücken zugekehrt, sondern Schulkassen von seiner Geschichte erzählt, damit sie aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft lernen.
Wir werden seine Botschaft „NIE WIEDER“ nach diesem Tag weitertragen.
Vielen Dank an Herrn Simon (Stadt Iserlohn), Herrn Häusser (Stadtmuseum) und Frau Budde (Stadtbücherei) für den spannenden Einblick in die Iserlohner Stadtgeschichte!
PS: Den zum Nachdenken anregenden Film „Carl-Heinz Kipper: 13 Jahre in Angst“ findet man hier.
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