Theaterkritik zur Woyzeck-Inszenierung
Aufführung des „Überall-Theater“ an der Gesamtschule Seilersee am 19.12.2023
Die Aufführung des Dramas „Woyzeck“ von Georg Büchner fand am 19.12.23 in der Schulaula der Gesamtschule Seilersee statt. Schon bevor die Aufführung begann, hatte ich meine Bedenken: „Was kann man mit voller Seriosität in einer kleinen Aula einer Gesamtschule präsentieren?“ Diese Bedenken wurden vor allem durch die Tatsache verstärkt, dass jeder Besucher nur 4 Euro Eintritt zahlen musste. Daher stellte sich mir die Frage, ob die Regie in der Lage ist, die Komplexität des Determinismus und der sozialen Ungerechtigkeit des Vormärzes in aller Tiefe zu zeigen, so wie es der Autor Georg Büchner in seinem unvollendeten Drama mit der Figur des mittellosen Soldaten Woyzeck, der am Ende seine Freundin Marie umbringt, dargestellt hat.
Die Einführung begann, ein Schauspieler stellte sich und das Werk kurz vor und betonte besonders die historische Wichtigkeit des Werkes. Das Bühnenbild zu Beginn schien spärlich zu sein, es gab lediglich ein Hintergrundbild von den Alpen. Die Musik begann mit der Auswahl eines russischen Volkslieds namens „Katuscha“, keine schlechte Wahl, da es um die Frau Katuscha geht, die auf ihren Liebling wartet, der in den Krieg gezogen ist. Das Lied ist vielleicht eine Art Anspielung auf Marie, die ebenfalls oft auf ihren Soldaten Woyzeck warten muss.
Die Musik wurde unterbrochen, die Hauptfigur begann akrobatisch, komisch und erstaunlich – versehentlich war es Woyzeck, was den Wahnsinn deutlich machte. Dramatische Pause… Wahnsinniges Spiel der Figur, denn im Hintergrund war „Geflüster“ zu hören. Der Figur der Marie wurde eingeführt, beginnend mit der Stadtszene oder einem neuen Beginn in Szene 3? Ein Akzent, definitiv eine Anspielung auf den hessischen Dialekt. Person drei, der Hauptmann, wurde eingeführt, in der Hauptmannszene. Alles schien auf den ersten Blick klar zu sein, der deterministische Gedanke war deutlich, der Hauptmann saß gemütlich auf der „Leiter“, während Woyzeck rasierte und sich bemühte, ohne richtigen Stand in jede Ecke zu gelangen. Woyzecks Herabsetzung kam hier in aller Deutlichkeit zu Tage.
Die Aufführung hielt sich lange nah am Werk, auch wenn die Reihenfolge nicht ganz eingehalten wurde, aber das Fragment lässt Offenheit zu. Szenenwechsel zur Doktorszene: Tatsächlich mit einer Doktorin mit Namen, direkte Interaktion mit dem Publikum, ähnlich wie in einem sehr verrückten Uni-Auditorium. Es war weder die erste noch die letzte Doktorszene. Aufklärerische Kritik wurde hier wie im Original deutlich. Es wurden auch andere Dialoge eingeführt.
Das Ende überraschte dann doch: Der Tambourmajor statt Woyzeck ermordet Marie, was auf Frauenrechte hinweist. Ist das Stück zu Ende? Leider muss ich hier abbrechen.
Fazit: Meine anfänglichen Befürchtungen relativierten sich. Aufgrund des sehr kleinen Budgets musste zwar vieles improvisiert und minimalistisch umgesetzt werden, doch überzeugte das reine Charisma und schauspielerische Talent umso mehr. Obwohl das Budget deutlich begrenzt war, konnten die Schauspieler ihre Figuren überzeugend darstellen. Ich war positiv überrascht.
von Nikitas Kolpakidis, Q1
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